Fall Eugen von Hoffen

Nur zu gut belegt die Causa Erich von Hoffen eine  lange Tradition von straffälligen Treuhändern in Liechtenstein. Involvierung höchster Kreise, Schwarzgeld, schwerer Betrug und weitverzweigte, verschachtlelte Strukturen, ein Muster, das fast alle Strafverfahren, in denen Liechtensteiner Treuhänder eine zentrale Rolle spielen, gemeinsam haben. 

Eugen von Hoffen ist ein schillernder Typ: teure Autos, ein Boot, eine Villa auf Fuerteventura und Verurteilungen wegen schwerem Betruges und Untreue. Der Liechtensteiner war 36 Jahre alt, als er sich in dem internationalen Steuerparadies selbstständig machte, in dem auf 33000 Einwohner etwa 80000 Briefkastenfirmen kommen. Von Hoffen verwaltete – nach dem für Liechtenstein typischen Treuhändermodell – vornehmlich ausländische Investorengelder, darunter das berüchtigte kolumbianische Cali-Drogenkartell.

Von Hoffen hat angeblich mit einem weiteren Treuhänder in den Jahren 1998 und 1999 insgesamt 1,1 Millionen Euro des Drogenkartells  gewaschen. Das Duo soll Drogengelder aus Südamerika entgegengenommen und in anonymen Stiftungen versteckt haben, um die kriminelle Herkunft zu verschleiern.

Im September 1998 reiste einer ihrer Mitarbeiter mit dem Auto bis nach Spanien, um Gelder aus mutmaßlichen Drogengeschäften abzuholen. Der Kurier mietete sich einen unverdächtigen VW-Golf mit österreichischem Kennzeichen. In der Lobby eines Madrider Hotels nahm er von einem Kolumbianer eine Reisetasche voller Pesos entgegen. Die Kontaktperson erzählte ihm, bei dem Geld handle es sich um Provisionen aus Handelsgeschäften. Die Pesos sollten in einer Liechtensteiner Stiftung verschwinden, deren Geld er dann wieder über ein Brokerhaus investieren würde. Der Trick: Nach dieser Prozedur konnte niemand mehr erkennen, ob die investierten Millionen aus gewaschenen kolumbianischen Drogengeldern stammten.

Zurück in Vaduz, lieferte der Kurier die Pesos beim Bankhaus des Fürstenhauses von Liechtenstein ab. Auf die Frage des Richters, ob das bei der LGT Bank niemanden gewundert habe – in Deutschland hätte die Einzahlung eine Geldwäsche-Anzeige ausgelöst -, lachte der Kurier: „Die haben das Geld dankend genommen. Daran verdienen sie doch.“ 24 Stiftungen verwaltete das Duo Ritter/von Hoffen. Eine davon gehörte der Schwiegertochter des Cali-Kartell-Gründers Gilberto Rodriguez Orejuela. Auch die Gattin des 1996 erschossenen Mitgründers Josè Santacruz Londono erhielt Überweisungen der von den Liechtensteinern verwalteten Firmen und Stiftungen. Das Treuhänderteam erfand sogar zugriffsberechtigte Personen, deren Identität gestohlene Blankopässe nachweisen sollten. Für eine Verurteilung wegen Geldwäsche fehlte den Richtern jedoch der Nachweis, dass es sich bei dem Geld tatsächlich um Erlöse aus dem Verkauf von Kokain handelte. 

Einen Schuldspruch kassierte das Treuhänderduo jedoch wegen des Vorwurfs der Untreue. Eugen von Hoffen brummte das Gericht ein weiteres Jahr Gefängnis auf – zusätzlich zu seiner bereits im vergangenen Jahr kassierten achtjährigen Haftstrafe wegen schweren Betrugs. Drei Jahre davon hat er schon hinter Gittern verbracht.

Ein Artikel der NZZ berichtete 2001 anschaulich über den Prozess:

„Am 29. Mai 2001  musste sich der 49-jähriger Liechtensteiner Treuhänder vor dem Landgericht in Vaduz wegen Anlagebetrugs verantworten. Die Deliktsumme belief sich auf 13 Millionen Franken. Zusammen ist er mit seinem Geschäftspartner Rudolf Ritter, dem Bruder des früheren liechtensteinischen Wirtschaftsministers, sowie dem Landtagsabgeordneten Gabriel Marxer im Mai 2000 verhaftet worden.Die Verhaftung war auf Veranlassung des Innsbrucker Staatsanwalts Kurt Spitzer erfolgt, der für das Ländle als Sonderermittler tätig war, nachdem der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) in einem durch das Nachrichtenmagazin «Spiegel» im November 1999 veröffentlichten geheimen Dossier schwere Geldwäschereivorwürfe gegen das Fürstentum Liechtenstein erhoben hatte.

Dem Treuhänder wird konkret angelastet, Tausende von Anlegern vor allem aus Deutschland und den USA mit Gewinnversprechungen in astronomischer Höhe angelockt zu haben. Das Geld hat er laut Anklage in betrügerischer Weise abgezweigt. Er soll mit verschiedenen Falschnamen und gefälschten Reisepässen operiert und für seine Machenschaften ein ganzes Konglomerat von Gesellschaften beherrscht haben. Er will sich aber nicht mehr daran erinnern können.

Die Verbindung zu dem Treuhänder soll über die auf das Offshore-Banking spezialisierte Allied Banking Corporation (ABC) gelaufen sein. Die ABC hatte ihren Hauptsitz auf den Seychellen und Niederlassungen in Deutschland. Die ABC war Anfang der neunziger Jahre von von Hoffen gegründet worden. Sie wurde von der Anklage als Scheingesellschaft bezeichnet, die zur Täuschung der Eidgenössischen Bankenkommisison (EBK) gegründet worden sei. So hatte die EBK, die nach dem Desaster der Schweizer Firma Mercantus AG eingeschaltet worden war, bei der Übernahme der Anleger durch die ABC ihre Untersuchungen wieder eingestellt. Mercantus hatte in den achtziger Jahren bei Spekulationsgeschäften Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren. Die ABC soll sich als Privatbank empfohlen haben und nicht nur Steuerfreiheit, sondern auch unverhältnismässige Renditen angeboten haben.“